Scheune
Bei der Übernahme des Sattelhofes durch die heutigen Besitzer befanden sich auf der Südseite des Hofes mehrere Garagen und eine große Wagenhalle aus Ziegelmauerwerk.
Das Grundstück wechselte in dieser Zeit den Eigentümer und kam schließlich in Besitz der Stadt Zwenkau. Der neue Eigentümer plante einen vollständigen Abriss der Gebäude und den Bau einer Durchgangsstraße (Pfarrgasse-Talgasse).
Nach längeren Verhandlungen konnte der Sattelhofverein den Kauf der zum Hof gehörenden Flächen erreichen. Die Wagenhalle war inzwischen auf eine Höhe von drei Metern abgetragen worden. Das Projekt der Durchgangsstraße wurde verworfen.
Nun stand die Frage nach Sanierung/Umbau/Neubau im Raum. Mit Vermittlung und Unterstützung des Amtes für Denkmalpflege wurde parallel auch nach einer Möglichkeit gesucht, die Wagenhalle durch eine vom Abriss bedrohte Scheune zu ersetzen.
Eine Gelegenheit dafür bot sich 2005. Die Gemeinde Heuersdorf bei Borna hatte ihren Kampf gegen die Abraumbagger des Tagebaues „Vereinigtes Schlehenhain“ endgültig verloren. Noch vor der spektakulären Umsetzung der romanischen HeuersdorferEmmauskirche nach Borna begann der Sattelhofverein im Dezember 2006 mit der Demontage der denkmalgeschützten Scheune des Hofes, Hauptstraße 65.
Durch das Umsetzen der 1792 gebauten Heuersdorfer Scheune konnte das historische Ensemble des Zwenkauer Sattelhofes vervollständigt werden. Auf einer Abbildung des Sattelhof-Haupthauses von ca.1900 ist an der Südseite des Hofes der Giebel einer Scheune zu sehen, die in Bauart und Entstehungszeit der Heuersdorfer Scheune ähnelt.
Die „HeuersdorferScheune“ gehörte zu dem Anwesen Nr. 65, das bis 2006 nordöstlich des Kirchangers an der Dorfstraße von Heuersdorf gestanden hat. Der Dreiseithof war mit dem Haupthaus aus dem Jahre 1879 und dem Seitengebäude von 1844 giebelseitig zur Dorfstraße hin orientiert. Den östlichen Abschluß des Hofes bildete die Scheune aus dem Jahr 1792. 1832 wurde sie erweitert und um 4,50 Meter in Richtung Osten verschoben.
Die „Heuersdorfer Scheune“ ist ein Fachwerkgebäude mit dreiteiligem Grundriss. In der Mitte liegt die 3,20 Meter breite Tenne. An beiden Seiten schließen sich die 5,30 Meter breiten Bansen an. Die Gesamtabmessung beträgt 7 x 15 Meter. Die Traufe liegt bei 4 Metern, die Firsthöhe ist 9 Meter. Die Tenne ist ohne Durchfahrt gebildet und hat einen 1,5 Meter langen Anbau, den „Deichsel-Schuppen“. Der Nordgiebel ist nach dem Umbau von 1879 nicht mehr als Fachwerkkonstruktion erhalten. Das Dach war ursprünglich mit Biberschwanzziegeln eingedeckt, zuletzt hatte man Bitumenwellplatten verwendet. Im Nachbargrundstück (Heuersdorf, Hauptstraße Nr. 67) konnten Dachziegel geborgen werden, die beim Wiederaufbau eingedeckt wurden.Bei der Demontage der „Heuersdorfer Scheune“ wurden alle Balken, Tore, Türen sowie Dachziegel nach Zwenkau transportiert und eingelagert.
Mit Unterstützung der Sparkassenstifung Leipzig konnte im Herbst 2008 mit dem Wiederaufbau der Scheune begonnen werden. Einige Balken mussten getauscht, andere repariert werden. Außerdem wurden die Umbauten von 1832 rückgängig gemacht und der Originalzustand von 1792 rekonstruiert.
Im Dezember 2008 wurde mit dem Eindecken des Daches der Rohbau fertiggestellt.
Im Mai 2009 begann die Ausfachung der Wände in traditioneller Lehmbautechnik mit Weidenflechtwerk und Strohlehm. Dabei unterstützen den Sattelhofverein zahlreiche Helfer und die Jugendbauhütte Görlitz.
Nach Fertigstellung der Scheune soll im rechten Bansen eine Werkstatt für die Tischlerfirma „BauArt“entstehen. Der Scheunenboden ist für Lagerung von Materialien vorgesehen. Die geräumige Tenne soll frei bleiben und dadurch Platz für Veranstaltungen, Workshops und Seminare bieten.